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Dubai: Weltrekord bei Solarstrom


Ein sensationell niedriger Strompreis, der bei einer Ausschreibung für ein Solarkraftwerk in Dubai angeboten wird, ist ein "game-changer" für die Branche.

Als das saudi-arabische Unternehmen Acwa Power im Jahre 2015 mit der Elektrizität-und Wasserbehörde von Dubai(DEWA) ein Power Purchase Agreement (PPA) zu einem Preis von 5,85 US Cent pro Kilowattstunde (5,85 US Cent kWh) abschloss,bezweifelten viele Experten, dass dieser Preis in den nächsten Ausschreibungsrunden für ein weitere Phase eines Solarkraftwerkes im Mohamed Bin Rashid Solarpark noch einmal erreicht oder gar unterboten werden könnte.

Am 1 Mai 2016 veröffentlichte DEWA nunmehr die Angebote der niedrigsten Bieter für eine Ausschreibung über 800 Megawatt(MW) Sheikh Maktoum Solar Parks.

Das niedrigste Gebot lag bei 2.99 US-Cent für die Kilowatt-Stunde.

Das ist nicht nur bisheriger absoluter Weltrekord für aus Solarenergie gewonnen Strom, das Angebot schlägt auch alle gegenwärtigen Preise für Strom, der aus konventioneller fossiler Energie gewonnen wird.

Dieses sensationell niedrige Angebot wurde abgegeben von einem Bieterkonsortium bestehend aus dem Unternehmen Masdar aus Abu Dhabi und dem spanischen Unternehmen FRV, das allerdings im Besitz der Abdel Latif Jameel Gruppe aus Saudi-Arabien ist.

Auf den zweiten Platz kam das chinesische Unternehmen Jinko Solar mit einem immer noch sensationellen Preis von 3,69 US Cent/kWh, gefolgt von dem drittniedrigsten Gebot über 3,96 US cent kWh, das von einem Konsortium bestehend aus der saudi-arabischen Acwa Power im Verbund mit dem US-Unternehmen First Solar abgegeben wurde.

Weitere, abgeschlagene Bieter waren einmal ein von dem französischen Unternehmen Engie (früher GDF Suez) geführtes Unternehmen zusammen mit dem japanischen Unternehmen Marubeni eingereichtes Angebot mit einem Preis von 4,44 US Cent kWh und zum anderen das Unternehmen EDF zusammen mit der Fa. Qatar Nebras Power mit einem Preis von 4,48 US Cents kWh.

Bemerkenswert an diesem Ergebnis ist nicht nur der sensationell niedrige Preis des ersten Bieterkonsortiums, sondern auch die Tatsache, dass die in der vorangegangen Phase dieser Ausschreibung und auch in anderen RE-Projekten in der Region siegreiche Acwa Power von Jinko Solar – das auch der weltweit größte Hersteller von Solarmodulen ist - unterboten wurde, ein Zeichen dafür, so sehen es Fachleute, dass es Jinko Solar offensichtlich gelang, an allen Stellschrauben für ein niedriges Angebot -von der Technik über das Material,die Konstruktion(EPC) bis zur Finanzierung - zu drehen.

Doch auch dies reichte diesmal nicht, um den Preise des Konsortiums von Masdar und FRV zu schlagen, ganze 19% lag dieser niedriger.

Dieser Preis sendet erst einmal Schockwellen durch die Fachkreise und einschlägigen Industrien und regte natürlich eine lebhafte Diskussion darüber an, ob dies nicht primär ein „politischer Preis“ ist, den nur ein quasi staatliches Unternehmen wie Masdar sich (einmal?) leisten kann, weil es als Tochterunternehmen des Abu Dhabi Staatsfonds Mubadala eben Zugang zu langfristiger Finanzierung hat, den weder kommerzielle Banken noch andere Entwicklungsbanken gewähren (können oder wollen).Finanzierungskosten machen in der Regel 30-35% der Gesamtkosten eines Solarprojektes aus und viele Fachleute gehen davon aus, dass diese im Lichte einer erwarteten Zinsanhebung in den USA und der krisenhaften Entwicklung einiger Märkte, besonders China, eher höher ausfallen werden. Verlautbarungen aus dem Umfeld von Masdar verneinen, dass sein niedriges Angebot auf Vorzugskonditionen seiner Geldgeber beruht, sondern dass dass eher technische Aspekte und niedrigere Materialkosten (etwa bei Solarmodulen) diesen Preis möglich gemacht hätten.

Demgegenüber sehen manche Experten durchaus die Gefahr, dass der niedrige Preis von unter 2 US Cent kWh nunmehr eine „Benchmark“ in die Welt gesetzt hat, die unrealistische Phantasien bei anderen zukünftigen Ausschreibungen in aller Welt weckt und so für die Weiterentwicklung der Solarindustrie und einen fairen Wettbewerb sogar kontraproduktiv sein könnte.

Solar schlägt nuklear und fossil

Doch selbst wenn man davon ausgeht, dass das Bieterkonsortium Masdar /FRV sich erst einmal in eine „andere Liga“ katapultiert hat, in der andere Mitbewerber Erst einmal nicht mitspielen können, so ist doch bemerkenswert, dass selbst die zweit- und drittbesten Angebote von Jinko Solar und Acwa Power, die ja wohl sicherlich nicht politisch, sondern kommerziell kalkuliert sind, einen Durchbruch für die Energiegewinnung aus der Sonne bzw. einen nicht subventionierten Kilowattpreis für Solarstrom darstellen. Zwar findet man etwa auch bei Ausschreibungen in anderen Ländern, etwa in den USA, Preise um 3 US Cent kWH, doch kommen diese nur auf Grundlage von erheblichen Steuervergünstigungen und anderen Subventionstatbeständen zustande.

Die eigentliche Sensation dieser Ausschreibung besteht darin, dass alle drei ersten Gebote Strompreise aus konventionellen, fossilen und nuklearen Kraftwerken klar schlagen können. im Oktober 2015 wählte DEWA ein Konsortium bestehend aus der saudi-arabischen AcWa Power und der chinesischen Firma Harbin für die Entwicklung eines 1200 MW Kohlekraftwerkes aus, erst schließlich du einen Preis von 4,5 US Cent kWh abschloss. Nachdem nun der Preis aus Solarstrom um einen ganzen Cent niedriger liegt als Strom aus fossilen Brennstoffen, ist die von vielen Experten standhaft vertretene Gewissheit, dass "fossiler Strom" immer billiger sein wird als Strom aus Erneuerbaren Energien ein für allemal zu Bruch gegangen.

Wenn die im Mohamed Bin Rashid Al Maktoum Solarpark gewonnene Sonnenenergie in den Jahren 2018 bis 2020 an das Netz gehen wird, wird es den bei weitestem billigsten Strom in der Golf-Region produzieren, weitaus günstiger noch als Kohlekraftwerke oder ebenfalls geplante Gas-Kraftwerke.

Damit wird sich Dubai – gerade rechtzeitig zur Eröffnung der EXPO 2020, wo das Thema Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit ganz besonders im Vordergrund steht – als führendes Land in der Golfregion und darüber hinaus für Erneuerbare Energien positionieren, der im Jahre 2012 auf den Weg gebrachte Mohamed Bin Rashid Al Maktoum Solarpark soll auf 40 qkm einmal Solarprojekte in einer Größenordnung von 5 Gega Watt beherbergen.

Diese Entwicklung setzt ein Zeichen und ist Ansporn für den Ausbau der Solarenergie weltweit, doch ganz besonders in der Golfregion, wo das goldene „Ölzeitalter“ definitiv seinem Ende zugeht und wo – in einer Region, die im Weltmaßstab mit die höchste Sonneneinstrahlung zu verzeichnen ist – Solarenergie sicherlich mit ebenfalls geplanten konventionellen und nuklearen Kraftwerken nicht nur konkurrieren kann, sondern diese im wörtlich sinne „in den Schatten stellt“.

Abu Dhabis Wasser-und Elektrizitätsbehörde ADWEA hat gerade ein Tender für ein 350 Megawatt Solarkraftwerk herausgelegt. auch hier geht man davon aus, dass der "Dubai-Preis" die Benchmark für das niedrigste Gebot darstellen wird, zumal bei diesem Projekt Masdar auch noch Heimvorteil hat.

Auch im Königreich Saudi-Arabien stehen die Zeichen auf Veränderung. Das Königreich verbraucht gegenwärtig etwa 900.000 Barrel pro Tag an Öl für den lokalen Energieverbrauch, mehr als 50 % der Elektrizität des Königreiches wird in Anlagen produziert, die Diesel oder schweres Erdöl verbrennen. Ausgehend von der Schätzung, dass der Bedarf an Elektrizität sich bis zum Jahre 2032 nahezu verdoppeln wird, ist es on vitalen Interesse, neue Wege zu gehen.

Der neue starke Mann in Saudi-Arabien, Prinz Mohamad Bin Salman As -Saoud, stellvertretender Kronprinz und Wirtschafts-und Verteidigungsminister, hat kürzlich in der maßgeblich von ihm beeinflussten „Vision 2030“ eine Vorgabe von 9,5 Gega Watt für die Nutzung erneuerbarer Energien gemacht, die angeführt werden soll von einer geplanten "King Salman Energieinitiative", der Löwenanteil dabei soll auf Solarenergie gehen.

Auch in Ägyptengeht es voran. So wurde das jahrelang dahin dümpelnde Kom Ombo Tender für ein Solarkraftwerk wiederbelebt, ein 200 MW Tender für ein Solarkraftwerk West of Nile ist ebenfalls ausgeschrieben. Interessant ist auch ein 2000 MW Projekt in einer finanziellen Grössenordnung von etwa 2,5 Mrd. Euro, das momentan von einem internationalen Konsortium unter deutscher Beteiligung unter Führung der in Bahrain domizilierten Terra Sola Ventures mit der ägyptischen Regierung verhandelt wird. Es handelt sich hierbei um ein im wesentlichen aus privaten Fonds finanziertes, integriertes Projekt, in dem neben der Errichtung von Solarkraftwerken von insgesamt 2000 MW auch der Bau einer Modulfabrik, einer Fabrik für Wechselstromanlagen auch ein Ausbildungs-und Trainingsprogramm für etwa 10.000 Beschäftigte in der "supply chain" der Solarindustrie, sowie ein SME-Fund für den Aufbau einer mittelständischen Industrie im Solarbereich angeboten wird. Falls die Verhandlungen über den Abschluss eines PPA demnächst erfolgreich abgeschlossen werden, kann sich Ägypten, neben einer besseren Versorgung des heimischen Marktes, auch als "Export-Hub" für Afrika positionieren, wo es ebenfalls vorangeht, mit Südafrika, das gerade das 1000 MG CSP Redstone Project vorantreibt, als Vorreiter.

Mit Bekanntgabe eines „Feed In Tarifs“ hat sich auch Iran in Richtung Solarenergie auf den Weg gemacht,

ein Weg, auf dem auch die deutsche RE-Industrie, sich in allen genannten Ländern einen Teil des Kuchens sichern sollte.


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