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"Chicken-Game" bei Ölpreispolitik


Die –von der OPEC nach aussen mitgetragene – Ölpreispolitik Saudi-Arabiens ist in erster Linie gegen Teheran und Moskau gerichtet und erst in zweiter Linie gegen die Shale-Öl Produzenten in den USA.

Das OPEC Öl- Kartell traf ausgerechnet am Thanksgiving Day des Jahres 2014 die überraschende Entscheidung, weiterhin Öl auf Rekordniveau von 30.000 Mio Barrel pro Tag zu fördern, obwohl der Markt schon überflutet war von dem schwarzen Gold. Auf ihrer Sitzung Anfang Juni 2015 wurde diese Linie nunmehr bestätigt.

Doch trotz einer Menge tapferer Rhetorik seitens verschiedener Ölminister ist dies weniger ein Ausdruck einer Reflexion, dass das Kartell dem Öl dabei ist, den Öl Krieg zu gewinnen, sondern eher eine Anerkennung der Tatsache, dass das mächtigste Mitglied von OPEC, Saudi-Arabien, in einem langwierigen Kampf ist, seine privilegierte Position zu verteidigen und gleichzeitig geopolitischen Rivalen wie Iran und Russland einen Schlag zu versetzen. Vor dem Juni-Meeting hatten einige OPEC-Größen über den Erfolg ihrer Strategie besprochen, die darin besteht, die Ölpreise auf ein Niveau herunter zu bringen, welches die Konkurrenten, die höhere Förderkosten haben, in die Enge zu treiben und gleichzeitig ihren quantitativen Anteil an der Fördermenge in dem sehr lukrativen Markt zu behauptet.

Doch trotz nach außen proklamiertem Einvernehmen müssen sich in der Realität die OPEC Länder - und speziell der Welt größter Ölexporteur, Saudi-Arabien - der Tatsache stellen, dass sie bisher nicht in der Lage waren, rivalisierende Ölproduzenten durch die Flutung des Marktes mit ihren eigenen Rekordfördermengen in die Knie zu zwingen. Seit Sommer 2014 sind die Ölpreise um mehr als 50 % zurückgegangen, aber der Output der USA ist in der Tat gestiegen um eine halbe Million Barrel pro Tag gestiegen und ist auf seinem höchsten Niveau seit nahezu 50 Jahren. Auch Russland fördert weiterhin auf Rekordniveau und nähert sich Größenordnungen von etwa 10,7 Millionen Barrel pro Tag, wie sie in den besten post-sowjetischen Zeiten erreicht wurden. Dies straft die rosigen Visionen der OPEC Lügen, zumindest müssen Sie realisieren, dass das Spiel länger gehen wird, als ursprünglich von Ihnen erwartet.

Freilich hatten niedrigere Ölpreise durchaus einige Auswirkungen. Länder außerhalb der OPEC, einschließlich der USA, förderten vor der OPEC-Entscheidung eine extra Menge von 2,2 Million Barrel von Öl pro Tag, werden eine solche Steigerungsrate im laufenden Jahr aber wohl nur etwa zur Hälfte zu erreichen. Denn bei Preisen unter einem Niveau von 70 $US-Dollar pro Barrel machen hohe Investitionen für viele Unternehmen-insbesondere Shale-Öl Unternehmen in den USA- keinen ökonomischen Sinn. Gleichzeitig steigt aktuell die Öl Nachfrage an, nachdem sie im Jahre 2014 rückläufig war. All dies könnte langsam dazu beitragen, den Markt auszubalancieren und die Preise im kommenden Jahr in Richtung 70 $ pro Barrel zu treiben.

Viele der großen Ölproduzenten, speziell Venezuela, Irak, Iran und Russland, sehnen sich verzweifelt nach höheren Preisen, da das billige Öl ihre Wirtschaften beeinträchtigt und sowohl ihre sozialen Wohlfahrtsysteme zuhause beschädigt, wie auch ihre Fähigkeit beeinträchtigt, Entwicklungen außerhalb zu beeinflussen. Aber auch keiner von diesen Staaten ist bereit, seine eigene Produktion herunterzufahren, um niedrigere Preise möglich zu machen. Im Gegenteil produzieren nahezu alle von Ihnen auf Rekordniveau. Selbst Irak, trotz seines Kampfes mit dem Islamischen Staat (IS), hat im Mai dieses Jahres mehr als 3 Millionen Barrel pro Tag exportiert, mehr als je zuvor.

Iranische Offizielle für ihren Teil verbreiten immer noch ihre optimistischen Visionen, riesige Mengen von zusätzlichem Öl in den Markt zu Punkten, falls und wenn die Sanktionen gegen Terrain als Teil der internationalen Verhandlungen über das Nuklearprogramm des Landes gelockert werden. Der iranische Ölminister verkündete sogar, dass er erwarte, dass andere OPEC- Länder Raum schaffen würden für diese zusätzliche iranische Förderung. Iran, einst der zweitgrößte Produzent innerhalb der OPEC nach Saudi-Arabien, versucht sich Raum zu schaffen für seine graduelle Rückkehr in den Markt, nach Jahrzehnten , in den die westlichen Sanktionen seine Ölexporte auf etwa 1 Million Barrel pro Tag zurückgefahren und damit praktisch halbiert haben. haben. Iran lagert laut Expertenaussagen etwa 40 Millionen Barrel Öl in Supertankern auf hoher See, welche es im Falle einer nuklearen Vereinbarung in den Markt bringen will.

Dies scheint allerdings überoptimistisch oder zweckoptimistisch zu sein angesichts der Gegnerschaft vieler Golfstaaten - insbesondere Saudi-Arabien - gegenüber Teheran. Die Saudis haben klargemacht, dass sie die Bürde von Produktionseinschränkungen zugunsten Iran oder irgendeinem anderen Ölproduzenten, innerhalb oder außerhalb der OPEC auf keinen Fall schultern werden.

Letztendlich spielt Saudi-Arabien, in dem es an der hohen Fördermenge festhält, eher ein „ Chicken game“ (..wer zuerst kneift…) mit den anderen großen Ölproduzenten innerhalb der OPEC, wie auch mit Russland, als dass es versucht, die Öl-Bonanza in den USA zu torpedieren.

Saudi-Arabien hat hunderte von Milliarden Dollar in Reserve und geht davon aus, zur Not niedrigere Preise für viele Jahre aushalten zu können; Iran, Irak und Russland können dies nicht.

Da alle dieser drei Staaten, Iran, Irak und Russland, allerdings ihrer Ölproduktion, komme was da wolle, auszubauen beabsichtigen, ist allerdings auch - mittel-oder langfristig, das ist hier die Frage – die Dominanz Saudi-Arabiens bedroht.

Dabei - und spätestens jetzt kommt zu wirtschaftlichen Erwägungen eine starke, wenn nicht dominierende Politische Komponente hinzu - sehen die Führer in Saudi-Arabien, unter strategischen Gesichtspunkten, alle drei Länder als potentielle Störenfriede im Nahen Osten zu einem für den Nahen und Mittleren Osten ganz besonders kritischen Zeitpunkt an.

Iran wird geführt von schiitischen Klerikalen, die dem sunnitischen Saudi-Arabien und seiner zentralen Rolle in der Region Paroli bieten. Irak hat in den letzten Jahren durchweg schiitische Führer gehabt und ist in dieser Zeit näher an den Iran herangerückt. Und Russland schafft Probleme im Nahen Osten indem es Rüstungsgüter an Gegner Saudi-Arabiens, wie Syrien und Iran, liefert.

So sind es letztlich nicht nur wirtschaftliche Tatsachen, welche Saudi-Arabien zu seiner Öl Politik bringen, sondern durchaus auch geopolitische Entwicklungen, über die man sich in Riyad große Sorgen macht. Ob die gegenwärtige Strategie dabei die richtige ist? Zweifel sind angebracht.


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